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Wohnhaus Am Walkeweg, Basel

Ein radikal einfacher Wohnturm komplettiert das neue Stadtquartier «Am Walkeweg» in Basel. Unter der Prämisse «Low-Cost, Low-Energy» setzt der Entwurf ein Zeichen für sozial-, klima-, und ressourcengerechte Stadtentwicklung. Unter denselben Richtlinien wurden hier bereits ein Schulhaus, eine Reihenhaussiedlung und Geschosswohnungen projektiert. Die Stadt Basel demonstriert mit dem neuen Quartier ihre Entschlossenheit, zukunftsfähige Stadtplanung umzusetzen.

Bauherrschaft

Losinger Marazzi

Jahr

2023

Auftrag

Wettbewerb

Visualisierungen

Filippo Bolognese

Typologie

Wettbewerb, Wohnen

Office

Basel, Schweiz

Effizienz der Form

Case Study House

Um möglichst viel Wohnraum mit möglichst geringen Ressourcen zu verwirklichen, zielt das Projekt darauf, das Verhältnis zwischen Fassaden- und Grundfläche zu maximieren. Daraus folgt als Konsequenz der Kreis als Grundfläche. Alle anderen geometrischen Formen schneiden schlechter ab. Davon ausgehend entwickelt sich das formale Konzept des Projekts mit zwei wesentlichen Vorteilen: Erstens optimiert die Kreisform den Entwurf energetisch und strukturell. Sie reduziert die Fassadenfläche im Verhältnis zur Grundfläche gegenüber konventionelleren Bauformen um ca. 28 Prozent. Zweitens unterstreicht das archetypische architektonische Motiv den Leuchtturmcharakter des Projekts und formuliert eine klare städtebauliche Haltung: Das Haus antwortet sowohl auf die isolierte Lage als auch auf die Heterogenität des städtischen Kontexts zwischen Dreispitz, SBB-Werkstätten und Friedhof Wolf, indem es sich in alle Richtungen gleichwertig zur Umgebung hin öffnet.

Das Haus erhält zwei Adressen – eine zum Walkeweg, eine zur tieferliegenden Nordseite. Dazwischen liegt eine öffentlich zugängliche Passage mit Gemeinschaftsräumen, die den Niveauunterschied des Gebiets überbrückt und zum skulpturalen Treppenkern führt. 

Regelgeschoss

Variantenreiche Grundrisse

Um den zentralen Kern gruppieren sich 1.5- bis 3.5-Zimmer-Wohnungen, die aus der Variation zweier spiegelbildlich angelegten Grundtypen entstehen. Jede Wohnung organisiert sich um ein kompaktes Küchen- und Sanitärelement, was funktionale und zugleich flexibel anpassbare Grundrisse ermöglicht, die durch den Einsatz von Vorhängen, Schiebetüren oder Wandflächen unterschiedliche Grade an Offen- und Geschlossenheit ausbilden. Die Flexibilität in den Grundrissen, eine lichte Raumhöhe von drei Metern und die typologiebedingte Weitung der Wohnungen zur Fassade hin sorgen für eine Grosszügigkeit der Wohnungen, die durch ausladende Balkone weiter gesteigert wird: Sie erweitern den Wohnraum wie zusätzliche Zimmer in den Aussenraum und schaffen durch ihr Wechselspiel vielfältige Sichtbezüge. Eine gemeinschaftlich nutzbare Terrasse krönt das Dach als Treffpunkt für die Bewohnerschaft.

Holzsystembau und Vorfertigung

Das neungeschossige Bauwerk minimiert den Beton-Anteil weitgehend auf den zentralen Erschliessungskern sowie das Souterrain. Die sieben oberen Geschosse sind als Holzsystembau konzipiert. Grossformatige Holzelemente – tragende Holzrahmenbauwände und Brettstapeldecken – werden zu einer klaren, repetitiven Konstruktion gefügt. Die Fassade ist mit geölten, horizontal verlaufenden Holzpanelen bekleidet. Eine separate Stahlkonstruktion setzt die Balkone von der Fassade ab und prägt den Ausdruck des Hauses entscheidend. Der hohe Vorfertigungsgrad der flexiblen und robusten Struktur ermöglicht eine wirtschaftliche Umsetzung, ohne gestalterische oder technische Kompromisse.

Low-Tech

Neben Low-Cost und Low-Energy bestimmen auch Low-Tech-Lösungen den Entwurf. Zu nennen sind hier die Trennung von Primär- und Sekundärstruktur, die einfache Nasszellenabluft als Lüftungskonzept und der Verzicht auf übertechnisierte Haustechnik. So  entsteht ein attraktiver Lebensort im niedrigen Preissegment, der das Walkeweg-Areal mit einer weiteren Low-Energy-Architektur komplettiert.