
Wohn- und Geschäftshäuser Bottigenstrasse, Bern
Gestalterischer Ausdruck, Tragwerk und wärmedämmende Gebäudehülle in einem: Monolithische Wohnbauten aus Dämmbeton .
Bonainvest AG, Solothurn
2018-2024
Generalplanung, Architektur
Beat Bühler
Industrie & Gewerbe, Wohnen
Bern, Schweiz
Ortstypische Motive
An der zentralen Bottigenstrasse von Bümpliz, im Westen von Bern, fügen sich zwei markante Wohnbauten aus Dämmbeton in die heterogene Umgebung. Die monolithischen Baukörper ergänzen die verschiedenen massiven Bauweisen, die das Umfeld prägen, um eine innovative Variante. Statt den Blockrand zu besetzen, spannen sie zusammen einen städtischen Platz auf. Sie markieren so den Eingang zum Zentrum des Stadtteils und greifen ein ortstypisches Motiv auf, das sich auch im Altbaubestand wiederfindet.


Architektonische «Geschwister»
In Materialität und Fassadengliederung sind die beiden Häuser als «Geschwister» im Stadtraum lesbar, in Höhe und Farbgebung unterscheiden sie sich jedoch subtil. Ein feines Fassadenrelief artikuliert das Erdgeschoss als städtischen Sockel mit den gewerblichen Nutzungen wie Coiffeur, Apotheke und Ärztezentrum. Auf der stadtabgewandten Seite steht eine begrünte Freifläche allen Bewohnerinnen und Bewohnern der 28 Mietwohnungen mit Boncasa-Standard gemeinschaftlich zur Verfügung.
Im Innern setzt sich das steinerne Material in Form eines geschliffenen Betonbodens fort. Über Treppenaugen mit grosszügigen Oberlichtern dringt Tageslicht in die innenliegenden Treppenhäuser. Alle Wohnungen verfügen über eine eigene Loggia.
Reduktion der Bauteile
Die beiden Wohnhäuser gehören zu den ersten Bauwerken in Bern, die bisher aus Dämmbeton realisiert wurden. Anders als in der konventionellen Bauweise besteht die Fassade aus einem einzigen Material. Die Wandstärke beträgt 55 cm. Konventioneller Beton ist ca. 2,5x schwerer als der leichte und poröse Dämmbeton. Zudem ist das Material langlebig und wartungsarm.



Interdisziplinäre Planung und Umsetzung
Was nach der Fertigstellung einfach aussieht, war in Planung und Umsetzung enorm anspruchsvoll. Da hier Tragwerk, wärmedämmende Gebäudehülle sowie sichtbare Fassade in einem monolithisch eingesetzten Material vereint sind, war frühzeitig eine enge interdisziplinäre Zusammenarbeit zwischen Architektur, Baumeister, Tragwerksplanung und Bauphysik gefordert. Das geschossübergreifende Schalungsbild wurde sorgfältig konzipiert und umgesetzt. Auch die Einlagen im Tragwerk für sämtliche Installationen mussten bereits in einer frühen Planungsphase präzise definiert werden, um später sichtbare Eingriffe zu vermeiden. Oft bleibt die Arbeit des Baumeisters unsichtbar, hier wird sie regelrecht ausgestellt.
