
Musikschule Reinach
Ein schlichter Zweckbau aus den späten 1980er-Jahren wird in Reinach zur Musikschule. Das Projekt ist Teil der Wohnüberbauung Hinterkirch, einer Eigenentwicklung von Burckhardt. Umbau und Sanierung folgen dem Leitsatz: minimaler Rückbau, maximaler Einsatz von regenerativen, recyclierten und vorhandenen Materialien und Bauteilen.
Burckhardt Entwicklungen
Gemeinde Reinach
2024-2026
Generalplanung, Architektur
Beat Bühler
Basel, Schweiz
Freizeit & Kultur, Umbau & Sanierung
Basel, Schweiz

Wohnüberbauung Hinterkirch
Reinach gehört zu den grössten Gemeinden im Kanton Basel-Landschaft mit guter Anbindung an die Stadt. Burckhardt hat dort das Areal des Tubenherstellers «Obrist Verpackungen» erworben, um es in die offene, von Grünräumen durchzogene Wohnüberbauung «Hinterkirch» zu transformieren. Umgeben von zwei öffentlichen Plätzen, führt die Gemeinde hier die bisher auf unterschiedliche Standorte verteilten Musikschulräume zusammen und schafft einen Ort der Begegnung.
Eingang mit Vorschau
Das nach Aussen sichtbarste Zeichen für den Umbau ist die Verlagerung des Eingangs: Wo früher Lagerhallen an das Bürogebäude angeschlossen waren, erhält die Schule ihre Adresse. Die hinterlüftete Holzfassade akzentuiert diesen Teil des Erdgeschosses als Sockel. Eine lange Bank dient als Sitzgelegenheit für die Besucherinnen. Erste Eindrücke vom Inneren gewinnt, wer durch das grosse Bullauge in der Holzfassade blickt. Die seitliche Westfassade wird begrünt, Kletterpflanzen werden vom Erdgeschoss ausgehend nach und nach die drei Etagen der Musikschule emporwachsen.

Der grosse Saal
Herzstück der Musikschule wird der grosse Saal für bis zu 90 Personen im Erdgeschoss, der unterschiedliche Nutzungsszenarien ermöglicht: Bei öffentlichen Veranstaltungen wird er zum Konzertsaal. Im alltäglichen Gebrauch dient er als Unterrichtsraum. Auch grössere Proben können hier stattfinden.
Räume für das Musizieren
Über die insgesamt fünf Geschosse des Hauses verteilt, gibt es verschiedene Instrumental- und Schlagzeugräume, Bandräume mit Regiebereichen und schallisolierte «Silent-Räume», in denen die Schülerinnen individuell proben können. Dazwischen, im 2. Obergeschoss, befinden sich die Räume von Lehrpersonal und Schulleitung.


Kinder als Mass der Dinge
In den Obergeschossen werden die Erschliessungsbereiche mittels Raumerweiterungen und Nischen so gestaltet, dass sie in ihrem Massstab auf Kinder zugeschnitten sind. Die Musikschüler können sich beispielsweise an runde Bücherregale anlehnen oder zum Lesen in ein Versteck zurückziehen.
Schichten für die Akustik
Um die besonderen Anforderungen an die Akustik einer Musikschule in einem Zweckbau aus den 1980er-Jahren zu realisieren, sind massgeschneiderte Massnahmen erforderlich: Als Schallschutz wird eine zweite Schicht aus Holzfenstern hinter die bestehenden Fenster gesetzt. Im Erdgeschoss und im 1. Obergeschoss wird zudem ein Raum-in-Raum-Konzept etabliert, das die Musikräume mit starker Schallentwicklung von den übrigen Instrumentalräumen trennt. Zudem werden im Untergeschoss drei Proberäume eingerichtet, die von Externen gemietet werden können.

Statt auf den Abriss des Bürogebäudes setzen wir auf nachhaltiges Bauen im Bestand. Unser Konzept basiert auf dem grösstmöglichen Einsatz natürlicher, erneuerbarer und wiederverwendbarer Materialien.
Kreislaufwirtschaft
Minimalinvasive Eingriffe in die Struktur
Die Struktur des Hauses mit dem tragenden Stützenraster bietet eine grosse räumliche Flexibilität, was die Umnutzung vom Bürogebäude zur Musikschule ermöglicht. Durch selektiven Rückbau und Ergänzung einzelner Wände erhält die Musikschule auf ihre Bedürfnisse zugeschnittene Räume. Dabei bleiben auch Wandteile erhalten, beispielsweise zu den Korridoren.
Re-Use von Bauteilen
Die aluverkleidete Fassade mit ihrem 1980er-Jahre-Charakter bleibt ebenfalls bestehen. Die Fassadenelemente werden lediglich gereinigt. Im Inneren werden die abgehängten Decken als Akustikwandelemente neu eingesetzt. Und auch die Deckenelemente aus verspiegeltem Chromstahl erhalten ein neues Leben: Im Foyer und im Korridor des Erdgeschosses erweitern sie optisch den eng bemessenen Raum. Weitere Bauteile wie die Innentüren werden so weit wie möglich ertüchtigt und weiterverwendet.
Biobasiertes Material
Wo neue Materialien zum Einsatz kommen, sind sie weitgehend regeneratives Material wie Holz, Flachs und Lehm. Gestalterisch am prominentesten tritt die Steinlehmwand im grossen Saal im Erdgeschoss hervor. Mit ihr wird das bereits im Grundriss vorhandene Motiv der gerundeten Wand aufgenommen, um eine gefasste Bühnenfläche zu artikulieren.
