
Lehr- und Lernzentrum, Wiesbaden
Bemessen an der Zahl der Studiengänge – mehr als 70 – zählt die Hochschule RheinMain (HSRM) zu den grössten Deutschlands. Die Zahl ihrer Studierenden wächst stetig. Um diesem Wachstum gerecht zu werden und die Studienbedingungen zu verbessern, erweitert die Hochschule den in den 1980er-Jahren gebauten Campus Kurt-Schumacher-Ring. Bislang verteilten sich die Fakultäten über Wiesbaden, künftig werden sie an einem Ort gebündelt. Das neue Lehr- und Lernzentrum (LLZ) bildet das Kernprojekt dieser Erweiterung: Es umfasst Seminarräume, studentische Arbeitsräume, einen Hörsaal, eine Bibliothek und eine Cafeteria für alle Fachbereiche und schafft Raum für zeitgemässes Lernen.
Land Hessen
2019- 2025
Wettbewerb 1. Preis
Fritz Brunier
Stefanie Trojan / Robert Barta: Wellenlänge © 2025, VG BildKunst, Bonn
Forschung & Bildung
Berlin, Deutschland

Städtebaulicher Impuls
Mit seiner klaren Kubatur und seiner Positionierung bildet der viergeschossige, zum Teil in den Hang eingelassene Neubau einen städtebaulichen Auftakt an der Zufahrtsstrasse, dem Campusboulevard, und zugleich den südlichen Abschluss des Campus‘. Zusammen mit den bestehenden Hochschulgebäuden umrahmt das LLZ einen Innenhof, den sogenannten Lernhof. Dessen zentrales Element ist eine Treppe unter einem Baumkronendach, die mit ihren Sitzgelegenheiten einen sonnengeschützten Raum für gemeinsamen Austausch bietet.




Fassadenrelief
Die Betonfassade betont den prägnanten Charakter des Lehr- und Lernzentrums als «Arbeitshaus». Ihre Konstruktion bleibt aussen wie innen ablesbar: Die horizontalen und vertikalen Elemente des Stahlbetonskelettbaus sind den Betonfertigteilen mit zurückversetzten Sturz- und Brüstungsbereiche markant vorgelagert. So entsteht ein stringentes Relief. Fensterbänder unterstreichen die Horizontalität des langgestreckten Baukörpers.





Dreifache Gliederung
Vertikal und horizontal gliedert sich der Neubau in drei Bereiche: Im westlichen, stirnseitigen Gebäudeteil befinden sich Haupteingang und Cafeteria. Mit ihrer durch den Hang bedingten Lage im ersten Obergeschoss öffnen sie sich zum neugeplanten Vorplatz des Campus‘. Ostseitig liegen die Arbeits- und Lernzonen. Sie erstrecken sich nicht nur über alle Geschosse, sondern schliessen auch im Erdgeschoss an den Lernhof an. Auf das erste und zweite Obergeschoss verteilen sich die Bibliotheks- und ausgewiesenen Leseflächen.
Das Atrium, das Herzstück des Projekts, verbindet diese Bereiche. Rund um das Atrium wechseln sich offene Zonen wie die Cafeteria mit Seminarräumen und dem Vorlesungssaal ab, was «ein lebendiges Zusammenspiel der unterschiedlichen Lern- und Begegnungsbereiche» schafft, so der federführende Architekt Carsten Krafft. Dieser helle, grosser Erschliessungs- und Aufenthaltsbereich lädt zu informellen Begegnungen ein und auch hier ist es eine Treppe, die Freitreppe zwischen dem ersten und zweiten Geschoss, die zum Austausch und Verweilen anregt. Zwei Treppenhäuser befinden sich zudem in der Kernzone, sie dienen mit Aufzügen auch dem Gebot der barrierefreien Erschliessung.

1. OG
Tektonisches Rahmenwerk
Das Lehr- und Lernzentrum folgt dem Konzept eines robusten, frei nutzbaren «tektonischen Rahmenwerks». Die Rasterstruktur gewährleistet maximale Flächeneffizienz und ermöglicht vielfältige Nutzungsszenarien. Tragende Wände entfallen weitgehend, stattdessen dominiert eine Primärstruktur aus Betondecken und Stützen. Sie sorgt für hohe Transparenz, ein zusammenhängendes Raumgefüge und spannende Sichtbezüge. Vielseitig einteilbare Räume entstehen – vom Hörsaal für bis zu 200 Personen über Seminar- und Arbeitsräume bis hin zu Bibliothek und Cafeteria. Letztere wird durch den daran angrenzenden Vorplatz zu einem weiteren zentralen Treffpunkt für Studierende. Das LLZ ist ein Ort der Begegnungen, der mit heller Materialität und grosszügigem Tageslicht eine optimale Umgebung für konzentriertes Lernen und informellen wie interdisziplinären Austausch bietet.



2. OG