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Advanced Science Building, Écublens
Das «Advanced Science Building» ist ein Hightech-Forschungsgebäude an der Eidgenössischen Technischen Hochschule Lausanne (EPFL), ausgerichtet auf die Anforderungen der komplexen Grundlagenforschung mit eigenen Fachlaboren. Die grösste Herausforderung des Projekts bestand darin, die spezifischen Anforderungen eines Hightech-Forschungsgebäudes mit isolierten, hochmodernen Laboren in ein freundliches, interdisziplinäres Arbeitsumfeld einzubetten. Unser Entwurf sieht ein kompaktes fünfstöckiges Gebäude vor, das beide Aspekte auf funktionale Weise verbindet: Mit einem harten Kern und einer flexiblen Hülle. Im Inneren sind die Laboratorien für Quantenphysik, Nanotechnologie, Chemie, Biologie und Materialwissenschaft vollständig von äusseren Einflüssen wie Lärm, Vibrationen und Temperaturschwankungen abgeschirmt. Gleichzeitig ermöglicht das Konzept das interdisziplinäre Arbeiten in 26 internationalen Forschungsgruppen.
École Polytechnique fédérale de Lausanne (EPFL)
2024
Wettbewerb, 2. Rang
ArtefactoryLab
Forschung & Bildung, Wettbewerb
Genf, Schweiz
Lausanne, Schweiz
Kennwerte
Harter Kern – flexible Hülle
Grundprinzip des Gebäudes ist die konzentrische Anordnung um die Laboratorien: Ein harter Kern, eine flexible Hülle
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Hochspezialisierte Labore und Begegnungszonen, die den interdisziplinären Austausch fördern: Beide Programmteile müssen in perfekter Symbiose funktionieren, obwohl sie ganz unterschiedlich in ihren Verwendungszwecken und den technischen Anforderungen sind.
Der harte Kern beherbergt die Laboratorien, die durch eine Betonhülle vor äusseren Einflüssen, Tageslicht und Erschütterungen geschützt sind. Dieser Kern erstreckt sich über zwei Untergeschosse, um den hohen Anforderungen bezüglich allfälliger Vibrationen und elektromagnetischer Felder gerecht zu werden.
Die Anlagen für Unterhalt und technischen Support der Labore sind in einem letzten Planabschnitt am Rand des Kerns untergebracht.
Die flexible Hülle in Holz-Hybridbauweise ist um den Kern herum angeordnet. Diese Hülle bietet vielfältigste Arbeitsbereiche, die den aktuellen Bedürfnissen der Forschenden gerecht werden und dank ihrer Flexibilität auch auf künftige Anforderungen ausgerichtet sind.
Organisation des Programms
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Zwei Stockwerke mit Laboren entsprechen drei Stockwerken mit Büros: Diese räumliche Struktur ist massgeblich für das Projekt: Während die Labore zwei Etagen auf einer Höhe von 12 Metern einnehmen, können parallel dazu drei Büroetagen – Mezzanine – entstehen.
Hochmoderne Labore im Kern
Hochempfindliche Messinstrumente für Gebiete, die von Quantenphysik über Biologie und Chemie bis hin zur Nanotechnologie reichen, müssen vollständig von der Aussenwelt abgeschirmt werden. Diese Speziallabore befinden sind im Kern des Gebäudes und in den beiden Untergeschossen, wodurch ideale Bedingungen für Experimente, mitunter sogar in der Teilchenphysik, geschaffen werden. Eine Betonhülle schützt diese Labore vor jeglichen äusseren Einflüssen wie Tageslicht oder Erschütterungen.
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Foyers: Fenster zum Campus
Die Foyers, an der Eingangsfassade, sichtbar und zum Campus der EPFL hin ausgerichtet, bieten der wissenschaftlichen Gemeinschaft informelle Begegnungszonen. Diese Gemeinschaftsbereiche mit Pausenräumen, Konferenzräumen und Co-Working Spaces sind Fenster für die wissenschaftliche Gemeinschaft und gleichzeitig die Vorräume der Labore. Sie fördern die Zusammenarbeit zwischen den Forschungsgruppen und regen den zufälligen Austausch an, indem sie die Labore mit den Büros im Ost- und im Westflügel verbinden.
Flexible Arbeitsbereiche
Drei Büroetagen sind als modulare Mezzanine (Halbgeschosse) in Holz-Hybridbauweise um den Betonkern des Gebäudes angeordnet. Diese Etagen dienen als Begegnungszonen für die 26 interdisziplinären Forschungsgruppen. Die Flügel umfassen verschiedene Arbeitsbereiche entlang einer Wand aus Lehmziegeln (Terrabloc) mit entsprechender Infrastruktur wie Schliessfächern, temporären Arbeitsplätzen und informellen Treffpunkten. Individuelle Arbeitsbereiche in Form von Inseln wechseln sich mit geschlossenen Büros und Besprechungsräumen ab, sodass lang gestreckte, anonyme Grossräume vermieden werden und eine personalisierte, kollaborative Arbeitsumgebung entsteht.
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Fassade als leichte Hülle
Die Hülle zeigt die Strenge und Transparenz einer zeitgemässen Forschungsumgebung. Mit ihrer konkaven Form fasst die Nordfassade die Esplanade und markiert den Eingang, der dem Campus zugewandt ist. Die lichten, hohen Räume, die dem Kern der Labore vorgelagert sind, verleihen dem Haus eine Leichtigkeit.
Nachhaltigkeit mit «Lowtech» in der Fassade und «Hightech» im Kern
Im Gegensatz zum massiven Gebäudekern (Hightech) bringt die leichte Hülle (Lowtech) die Modularität des peripheren Arbeitsbereichs zum Ausdruck.
Mit emissionsarmen «Lowtech»-Lösungen für Büros und Fassade wird die angestrebte Zertifizierung nach dem DGNB-System der SGNI erreicht.
- Für Decken und Träger kommt die Holz-Hybridbauweise zum Einsatz; die Masse der Labore dient der natürlichen Belüftung über Nacht (Free-Cooling).
- Recycling: Der Erdaushub wird wiederverwendet, um die Terrabloc-Wände um die Labore zu errichten, womit das Free-Cooling verbessert wird.
- Die räumliche Organisation ist flexibel gestaltet – ohne tragende Wände – und bietet somit eine hohe Anpassungsfähigkeit.
- Zudem ist die Fassade in Holzrahmenbauweise geplant.
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